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Korrigierte Bogenwertzudrucke
 
 

 

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Eines der unbekanntesten Briefmarken-Sammelgebiete Deutschlands

KBWZ
"Korrigierte Bogenwertzudrucke"

Die bogenweise Herstellung von gestempelten Marken der Bundespost-Versandstellen ergab bei den Vollstempeln "Abfälle" durch eine Übergröße der Stempel.
Der jeweils neue Abrechnungswert des Bogens wurde am Bogenrand aufgedruckt: Der korrigierte Bogenwertzudruck (KBWZ).
Mit der Einführung der 10er-Bogen 1994 endete deren Verwendung.

 Ein typischer KBWZ

 
Die Vorgeschichte der KBWZ

Ende der 60er Jahre häuften sich die Bestellungen für gestempelte Marken bei den westdeutschen Versandstellen für Sammlermarken Frankfurt a. M. und Berlin so, dass eine Einzelabstempelung per Hand durch das Versandstellenpersonal nicht mehr als wirtschaftlich genug erschien. Wohl waren auch Beanstandungen über schlecht abgeschlagene Stempel der Anlass dazu, die Marken gleich bogenweise mittels Druckmaschinen zu entwerten.

Diese Bogenabstempelungen (oft auch Klischee-Entwertung genannt) tragen den Ersttagsstempel der jeweiligen Versandstelle und wurden von diesen in zwei Arten angeboten:

  • Der Normalstempel (NS), auch Eckstempel genannt, geht im allgemeinen über eine der Ecken der Marke.
  • Der Vollstempel (VS) befindet sich voll auf der Marke, also mit dem erkennbaren Stempeldatum.

 
Die Entstehung der KBWZ

Problemlos ist die bogenweise Entwertung beim 'Normalstempel'; Man setzt den Stempel in die Mitte eines Viererblockes. Beim Vollstempel hingegen ist dies nicht so einfach, da die Marke meist kleiner als der Stempel ist. Der Tagesstempel der Bundespost hat den Durchmesser von 28,5 mm, also zu groß, um auf eine normalformatige Marke der Bundespost vollständig zu passen. Der Stempel geht also, je nach Markenformat, über den Rand des Wertzeichens hinaus, was zur Folge hat, dass bei der Entwertung des kompletten Bogens eine bzw. mehrere anhängende Marken in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Diese 'verstempelten' Marken, die die Post natürlich nicht anbieten konnte, wurden zur Vernichtung bestimmt und zur besseren Kennzeichnung zusätzlich mit einem so genannten "Annullierungskreuz" (auch "Andreaskreuz") versehen. Im Normalfall gehen auf diese Weise die Hälfte (bei den kleinformatigen Dauermarken sogar dreifünftel) der Marken des Bogens verloren, also die Hälfte (dreifünftel) des Wertes eines Bogens. Der ursprüngliche Wert des Bogens musste für die interne Abrechnung 'korrigiert' werden. Dies geschah mittels eines Zudruckes, der den neuen Bogenwert angibt: Der "korrigierte Bogenwertzudruck", manchmal auch "korrigierter Bogenwertzähler" genannt !


Die Stempel, die Annullierungskreuze und der KBWZ wurden in einem Druckgang von der Bundesdruckerei Berlin auf die Bogen gedruckt. Bis 1976 wurden die Bogen so bedruckt, dass die Marke mit der rechten oberen Ecke und dem KBWZ zur Vernichtung bestimmt war (siehe Beispiel rechts: Berlin-Marke 'Unfallverhütung' 408A, Ecke rechts oben mit Annullierungskreuz und Tagesstempelfragment 'Frankfurt a.M.').
Wohl durch die gestiegene Nachfrage nach Eckrandstücken wurde diese Praxis ab der Januar-Ausgabe 1977 beim Stempel Frankfurt geändert. Die KBWZ-Marken befanden sich seitdem offiziell mit dem Ersttagstagesstempel im Verkauf.
Dieses Prinzip übernahm dann auch die neue im dritten Quartal 1980 eröffnete Versandstelle Weiden in der Oberpfalz.

 
Bogenanordnung

Tagesstempel-Bedruckung Frankfurt (ab 1/1977) und Weiden (ab 7/1980) am Beispiel eines 50er Bogens von einer querformatigen Sondermarke:

 
Beispiel für KBWZ-Marken von Bund und Berlin zwischen 1977 und 1990 mit Tagesstempeln von Frankfurt a.M. und Weiden:

Zusammendruckpaar zur Mophila 1985 mit KBWZ: Die Marken (Michel 1255 und 1256) wurden nur paarweise von der Bundespost verkauft. Da es keine anderen Bogenvarianten gab, erscheint der KBWZ nur an der Marke 1256.

 
Wann gab es keine KBWZ ?

Bund 1023: 1. quadratisches Format. Der Tagesstempel Ffm passt vollständig auf die Marke.

a. Das Markenformat
Keine Bogenwertzudrucke gibt es, wenn das Format der Marken ausreichend groß für den Stempel war und somit keine Werte vernichtet werden mussten. Bei den Marken der Bundespost waren zwei Formate für die Tagesstempel ausreichend:
Das so genannte "Gemäldemarken-Format" 33 x 55 mm (bzw. 55 x 33 mm) und das quadratische Format von 35 x 35 mm, das erstmals 1979 bei der 10er-Kleinbogen-Ausgabe zum Tag der Marke Verwendung fand (siehe Abbildung).

b. Keine KBWZ der Versandstelle Berlin bis Ende 1990
In Berlin nutzte man auch die bogenweise Entwertung, verwendete aber nicht den KBWZ (eine Ausnahme stellt z.B. die Ausgabe der Wohlfahrtsmarken 1972 dar, deren Reihenwerte am Oberrand alle durchbalkt und jeweils mit dem neuen Wert überschrieben wurden).
Man trifft auch 'abgeschnittene' Stempel an, damit keine Marke eines Bogens vernichtet werden musste. Mit Einführung der Sonderstempel-Entwertung kamen die KBWZ auch zur Versandstelle Berlin (siehe unten).

c. Andere Stempel
KBWZ gibt es bis Ende 1990 also (fast) nur bei den Stempeln der Versandstellen Frankfurt und Weiden. Aber hier bekam man auch Vollstempelmarken ohne KBWZ, z. B. bei Einzelbestellungen, aber auch im Abonnement, wenn nicht mehr genügend bogenentwertete Marken vorhanden waren.

  • Versandstelle Frankfurt am Main: Konventioneller Stahlstempelabdruck.
  • Versandstelle Weiden, Oberpfalz: So genannter "Handgummistempel". Dieser wurde eigens zu jedem Ausgabetag hergestellt; Sehr sauberer Stempelabdruck (z. B. ao-Stempel).

 
Wie konnten die KBWZ bezogen werden?

Direkt konnten die KBWZ bei der Post nie bestellt werden. Grundsätzlich waren sie nur im Abonnement zu erhalten, nicht per Einzelbestellung (Ausnahme bei Überbeständen). Man konnte sie nur indirekt mit der Sonderwunsch-Bestellung "Eckrandstück" mit "Vollstempel" beziehen, was eine Sonderwunschgebühr von 5 Pf je Stück nach sich zog. Bestellte man vier Stück, war (theoretisch zumindest) ein KBWZ darunter. Die anderen Ecken waren für den KBWZ-Sammler nur wenig brauchbar, auch die quadratischen und großformatigen Marken, die mit bezogen werden mussten.
Ein Anspruch auf einen KBWZ bestand allerdings in keinem Fall. In der Praxis war es durchaus möglich, dass man bei manchen Ausgaben leer ausging. Nur eine höhere Bestellmenge -maximal waren pro Abonnement zwölf Sonderwünsche möglich- erhöhten die Wahrscheinlichkeit auf eine KBWZ-Lieferung.

 
Die Tagesstempel mit KBWZ tragen ausschließlich die Kennbuchstaben -ez- für Frankfurt, -ap- für Weiden und -bn- für Berlin (mit KBWZ erst ab Januar 1991):

ez-Stempel Frankfurt
ap-Stempel Weiden
bn-Stempel Berlin

 

Die KBWZ-Positionen

Der KBWZ befindet sich fast immer am rechten oberen Eckrandstück. Es gibt Ausnahmen, die eher in den Anfangsjahren der KBWZ zu finden sind. So zum Beispiel die Bund-Marke Mi-Nr. 1003 Kurzfilmtage mit KBWZ rechts unten und Formnummer '1' bzw. '2' (Abbildung).

Der KBWZ wurde aber auch schon links oben (z. B. bei Berlin Mi-Nr. 561) eingedruckt. Aber auch die Positionen des KBWZ an der rechten oberen Ecke sind verschieden (z. B. am rechten Rand und nicht im kleinen Feld).

Zu Beginn des Vollstempelverfahrens 1971 wurden teilweise auch Reihenwertzähler durchbalkt.

 
Drei neue KBWZ-Gebiete ab Januar 1991

Mit der Umstrukturierung der Versandstelle Berlin, bedingt auch durch die Wiedervereinigung und die Einführung des Sonderstempel-Angebotes "Berlin" und "Bonn" ab Januar 1991, änderte sich die KBWZ-lose Zeit bei der Versandstelle Berlin schlagartig. Nun trugen nicht nur auch die neuen Sonderstempel-Marken den KBWZ rechts oben (Vertrieb über alle drei Versandstellen), sondern auch die Tagesstempel-Werte.

Die fünf Stempel am Beispiel der Marke "200 Jahre Brandenburger Tor" (Michel-Nr.: 1492):

Sonderstempel Bonn
Sonderstempel Berlin
Tagesstempel Berlin

Die "alten" Stempel der anderen Versandstellen:

Tagesstempel Frankfurt
Tagesstempel Weiden

Durch die Übergröße der Sonderstempel waren nun auch die großformatigen Marken für die Vollstempel nicht mehr groß genug. Somit mussten auch hier Marken aus den Bogen vernichtet werden, was den Einsatz von KBWZ zur Folge hatte.

Bund 1495, Tourismusbörse, quadratische Marke mit KBWZ:

Sonderstempel Bonn
Sonderstempel Berlin

 
KBWZ-Marken lassen sich in sieben Teilgebiete trennen:

Bund-Marken:
  - mit Ersttagstagesstempel Frankfurt a. M.
  - mit Ersttagstagesstempel Weiden
  - mit Ersttagstagesstempel Berlin
  - mit Ersttagssonderstempel Berlin
  - mit Ersttagssonderstempel Bonn
Berlin-Marken:
  - mit Ersttagstagesstempel Frankfurt a.M.
  - mit Ersttagstagesstempel Weiden

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 endeten die Ausgaben von Berlin (West).
 

Zäsur der KBWZ-Ausgabepolitik ab Mai 1991

Ab der Mai-Ausgabe wurden die KBWZ aus der rechten Bogenecke verbannt. Sie wurden um eine Bogenzeile nach unten gesetzt. Damit gingen die KBWZ bei den meisten Ausgaben zusammen mit der Andreaskreuz-Entwertung in die Vernichtung. Lediglich hochkantformatige Werte wiesen noch den KBWZ am Randstück einer vollgestempelten Marke auf (siehe Bild rechts).
Warum sich die Bundespost dazu (bei allen fünf Teilgebieten gleichzeitig) entschied, ist nie offiziell dargelegt worden. Doch gibt es die plausible Vermutung, wonach die KBWZ "zu erfolgreich" waren und die Nachfrage nach Eckrandstücken so voran trieb, dass mehr und mehr "Innereien" liegen blieben, die nach hohem internen Abrechnungsaufwand vernichtet werden mussten.
Die Einführung der 10er-Bogen 1994 beendete die Verwendung der KBWZ endgültig.

 
Die Auflagezahlen

Die Auflagezahlen der KBWZ, die die Deutsche Bundespost nie offiziell bekannt gab, liegen nach Schätzungen zwischen 2.000 und 15.000 Stück, je nach Teilgebiet und Ausgabe. Hinzuzufügen ist, dass eine wohl nicht unbeträchtliche Zahl der KBWZ durch Sammler, die diese Marken nicht kennen, mit dem Abtrennen des 'hässlichen' Randes vernichtet wurden.

 
Der zeitliche Ablauf der KBWZ-Ausgaben:

Zeitl. Ablauf
Tagesstempel Frankfurt a. M.
Tagesstempel Weiden
Tagesstempel Berlin
Sonderstempel Berlin
Sonderstempel Bonn

1970

bis

1976

KBWZ existiert, wurde aber vernichtet, da obere Ecken mit Andreaskreuz gedruckt wurden.
keine KBWZ
keine KBWZ
keine KBWZ
keine KBWZ

1977

bis

1980

KBWZ

 

Ab der Umstellung der Stempelreihen konnte man die KBWZ über die Versandstelle beziehen.


1980

bis

12/1990

 

KBWZ

Beginnend mit der Eröffnung der Versandstelle Weiden/Obpf.

 

01/1991

bis

04/1991

KBWZ

normaler
Tagesstempel

KBWZ

große
Sonderstempel

KBWZ

große
Sonderstempel

05/1991

bis

09/1994

Mit dem Versetzen des KBWZ in die zweite Reihe (an der rechten Seite) wurden die Randstücke mit dem Andreaskreuz vernichtet.
Ausnahme: Marken im Hochkantformat.
ab 10/1994

Mit der Einführung der 10er-Bogen, entfielen die KBWZ.

 

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